FOMO - Fear of Missing Out
Kennst du das Gefühl, wenn du durch die sozialen Medien scrollst und plötzlich das Bedürfnis hast, überall gleichzeitig sein zu wollen? Das ist FOMO, die "Fear of Missing Out". An einem Samstagabend auf dem Sofa kommt es besonders stark auf, wenn du siehst, wie Freunde und Bekannte aufregende Dinge unternehmen. Aber was genau steckt hinter diesem Phänomen, und warum hat es so einen starken Einfluss auf uns?
In diesem Artikel gehen wir tiefer auf FOMO ein, erforschen seine psychologischen Wurzeln und seine Auswirkungen auf unser Leben. Bereit, mehr darüber zu erfahren und Wege zu entdecken, wie du FOMO in den Griff bekommen kannst? Dann lies weiter.
Die Angst, etwas zu verpassen
FOMO steht für "Fear of Missing Out" und beschreibt die Angst, spannende Events oder wichtige Informationen zu verpassen. Dieses Phänomen wurde erstmals 1996 durch den Marketingstrategen Dan Herman im Zusammenhang mit der verstärkten Nutzung von Mobiltelefonen, SMS und sozialen Medien beschrieben. Im Zeitalter der sozialen Medien sind wir ständig mit Bildern von Freunden konfrontiert, die sich auf Partys amüsieren, schon wieder auf Reisen sind oder mit Baby, Hausbau und Beförderung gefühlt alle Meilensteine vor uns erreichen. Kein Wunder fragen wir uns: Verpasse ich etwas?
Die Psychologie hinter der Angst: Weshalb beschäftigt uns FOMO?
Obwohl «FOMO» ein moderner Begriff ist, gibt es das Konzept bereits seit Menschen in Gemeinschaften leben. Das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit und Akzeptanz ist evolutionär bedingt und hat uns in Zeiten von Säbelzahntiger und Co. einen wichtigen Überlebensvorteil beschert. Wenn wir erfahren, dass wir ein wichtiges soziales Ereignis verpasst haben, kann dies Angst auslösen, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. In der Vergangenheit bedeutete dies, über Neuigkeiten und Ereignisse im Dorf oder in der Stadt auf dem Laufenden zu bleiben. Heute sind es die sozialen Medien, die uns rund um die Uhr informieren und uns das Gefühl geben, ständig auf dem Laufenden sein zu müssen.
Soziale Medien und ihre Rolle bei FOMO
Die sozialen Medien haben FOMO auf ein neues Level gehoben. Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter ermöglichen es uns, jederzeit und überall einen Einblick in das Leben anderer zu bekommen. Wir sehen Fotos von Freunden, die bei einem Konzert sind, das wir verpasst haben, oder von Kollegen, die ein schickes Restaurant besuchen, in dem wir noch nie waren. Diese ständige Konfrontation mit den Aktivitäten anderer kann das Gefühl verstärken, dass unser eigenes Leben weniger spannend oder erfüllt ist. Soziale Netzwerke zeigen meist nur die Highlights des Lebens anderer, was zu unangemessenen Erwartungen und Vergleichen führt.
Wo früher die Tageszeitung auch irgendwann mal ausgelesen war, finden wir uns heute in einem endlosen Scrolling wieder. Die Algorithmen der sozialen Medien erkennen dabei, welche Inhalte uns am meisten interessieren und zeigen uns mehr davon. Dies führt dazu, dass wir uns noch länger als ohnehin schon auf der Plattform aufhalten und dadurch noch mehr sehen, was wir möglicherweise verpasst haben.
Wie FOMO unser Leben beeinflusst
FOMO kann verschiedene Auswirkungen auf unser Leben haben. Einerseits kann es uns motivieren, neue Dinge auszuprobieren und aktiver zu sein. Andererseits kann es auch negative Folgen haben, wie Stress, Unzufriedenheit und das ständige Gefühl, nicht genug zu tun. Hier sind einige der häufigsten Auswirkungen von FOMO:
1. Stress und Angst
Der ständige Druck, immer dabei zu sein und nichts zu verpassen kann erheblichen Stress und Ängste auslösen. Ausserdem wird es dadurch auch schwieriger, sich zu entspannen und einfach mal Nichts zu tun. Daher überrascht es nicht, dass FOMO mit einer Zunahme von Depressionen, Angstzuständen und einer verringerten Lebensqualität assoziiert wird.
2. Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben
Wenn wir ständig die aufregenden Erlebnisse anderer sehen, kann dies zu Unzufriedenheit mit unserem eigenen Leben führen. Wir vergleichen uns unbewusst mit anderen und haben das Gefühl, dass unser eigenes Leben weniger erfüllend oder spannend ist.
3. Oberflächliche soziale Beziehungen
Obwohl FOMO durch das Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz und Zugehörigkeit ausgelöst wird, kann es dazu führen, dass unsere sozialen Beziehungen darunter leiden. Die ständigen Vergleiche und Ablenkung durch Bildschirme können dazu führen, dass wir weniger Zeit und Energie in echte soziale Interaktionen investieren. Dies kann bestehende Beziehungen belasten und das Schliessen von neuen Freundschaften erschweren.
«Wir haben genug Zeit, wenn wir sie nur richtig verwenden.»
– Johann Wolfgang von Goethe
Strategien zur Bewältigung von FOMO
Glücklicherweise gibt es Strategien, um mit FOMO umzugehen und ein erfüllteres Leben zu führen:
Bewusste Nutzung der sozialen Medien
Eine bewusste Nutzung der sozialen Medien kann helfen, FOMO zu reduzieren. Versuche, deine Zeit diesen Plattformen zu begrenzen und bewusst zu entscheiden, wann und wie du sie nutzt. Schalte ausserdem auch mal die Benachrichtigungen oder gar das Handy komplett aus und nimm dir regelmässig Auszeiten von den sozialen Medien.
Fokus auf das Hier und Jetzt
Übe dich darin, den gegenwärtigen Moment zu geniessen und dich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Achtsamkeitspraktiken wie Meditation und Yoga können helfen, deine Aufmerksamkeit auf den Moment zu lenken und deine Gedanken zu beruhigen.
Dankbarkeit üben
Dankbarkeit zu üben kann helfen, FOMO zu überwinden und sich auf die positiven Aspekte deines eigenen Lebens zu konzentrieren. Nimm dir täglich Zeit, um über die Dinge nachzudenken, für die du dankbar bist. Auch ein Dankbarkeitstagebuch kann dabei helfen. Dies mindert nicht nur FOMO, sondern kann dir auch helfen, besser mit Stress umzugehen.
Prioritäten setzen
Überlege dir, was dir wirklich wichtig ist und setze Prioritäten. FOMO entsteht oft, weil wir das Gefühl haben, alles tun und überall dabei sein zu müssen. Wenn du deine Prioritäten kennst, kannst du bewusste Entscheidungen treffen und dich auf die Dinge konzentrieren, die dir wirklich wichtig sind.
Soziale Verbindungen pflegen
Echte soziale Verbindungen können helfen, FOMO zu reduzieren. Verbring Zeit mit Menschen, die dir wichtig sind, und pflege deine Beziehungen. Dies kann dir ein Gefühl der Zugehörigkeit und Erfüllung vermitteln, das FOMO entgegenwirkt.
Die Freude am Verpassen: Entdecke JOMO
Im Gegensatz zu FOMO gibt es auch JOMO – die "Joy of Missing Out". Dies beschreibt die Freude daran, sich bewusst Zeit für sich selbst zu nehmen. JOMO bedeutet, dass es in Ordnung ist, nicht überall dabei zu sein, und dass es oft sehr befreiend sein kann, sich von der ständigen Erreichbarkeit zu lösen.
Fazit
FOMO ist ein weit verbreitetes Phänomen, das durch die sozialen Medien verstärkt wird. Es kann zu Stress, Unzufriedenheit und dem ständigen Gefühl führen, nicht genug zu tun. Doch es gibt Strategien, um FOMO zu überwinden und ein erfüllteres Leben zu führen. Durch bewusste Nutzung der sozialen Medien, Fokus auf das Hier und Jetzt, Dankbarkeit, Prioritäten setzen und Pflege sozialer Verbindungen können wir lernen, FOMO hinter uns zu lassen und unser Leben voll und ganz zu geniessen.
In der heutigen Welt, in der wir ständig von Informationen und Eindrücken umgeben sind, ist es wichtiger denn je, bewusste Entscheidungen zu treffen und uns auf das zu konzentrieren, was uns wirklich wichtig ist. Lass dich nicht von FOMO beherrschen – lebe im Moment und schätze die vielen schönen Dinge in deinem eigenen Leben.
Referenzen
Gesundheitskasse, A.-. D. (2021, 13. Oktober). JOMO gegen FOMO: Tipps gegen die „Fear of missing out“. AOK - die Gesundheitskasse. https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/jomo-gegen-fomo-tipps-gegen-die-fear-of-missing-out/
Hunt, M. G., Marx, R., Lipson, C. & Young, J. (2018). No More FOMO: Limiting Social Media Decreases Loneliness and Depression. Journal Of Social And Clinical Psychology, 37(10), 751–768. https://doi.org/10.1521/jscp.2018.37.10.751
Nicholson, J. (2023, 5. Dezember). Fear of Missing Out (FOMO): Some Causes and Solutions. Psychology Today. Abgerufen am 10. Juli 2024, von https://www.psychologytoday.com/intl/blog/persuasion-bias-and-choice/202312/fear-of-missing-out-fomo-some-causes-and-solutions
Rosen, L. (2015, 29. Mai). Conquering digital distraction. Harvard Business Review. https://hbr.org/2015/06/conquering-digital-distraction