Tee ist gesund. Hilft er auch gegen Stress?

Tee gegen Stress

Gehörst du zu den Personen, die ihren Tag mit einer guten Tasse Tee beginnen oder ausklingen lassen?

Tee ist nach Wasser das zweitwichtigste Getränk weltweit. Auch wir Schweizerinnen und Schweizer trinken sehr gerne Tee. Den Weltmeister im Teetrinken können wir allerdings nicht schlagen. Es sind die Ostfriesen – rund 300 Liter Schwarz- und Grüntee haben sie im Jahr 2019 pro Person getrunken.

Wusstest du, dass du das Heissgetränk nur «Tee» nennen dürftest, wenn es aus der Teepflanze (Camellia sinensis) hergestellt wird? Dazu zählen Grün-, Schwarz-, Weiss- und Oolong-Tee. Alle anderen Aufgüsse aus Kräutern und Früchten sind streng genom-men keine echten Tees, sondern lediglich teeähnliche Getränke. Wenn in diesem Beitrag von Tee die Rede ist, dann ist der «echte» Tee aus der Teepflanze gemeint. Alle anderen teeähnlichen Produkte werden, damit es zu keinen Missverständnissen kommt, spezifisch genannt.

Besonders in der kälteren Jahreszeit wird bei uns besonders häufig zur Teetasse gegriffen. Auch gegen Stress soll Tee helfen. Doch stimmt das wirklich?

Welche Inhaltsstoffe enthält echter Tee?

Tee enthält unter anderem folgende Inhaltsstoffe:

  • Kohlenhydrate
  • Eiweisse
  • Koffein
  • Theanin
  • Flavonoide
  • Mineralstoffe (z.B. Selen, Kalzium, Magnesium, Zink)

Kohlenhydrate und Eiweisse machen einen grossen Teil des Tees aus. Sie sind jedoch kaum wasserlöslich und landen somit selten in deinem Tee. Koffein und Theanin sind in kleinerer Konzentration vorhanden, lösen sich aber im Wasser auf. Eine Tasse Tee enthält weniger Koffein als eine Tasse Kaffee – eine Faustregel besagt, dass es ungefähr die Hälfte ist. Allerdings kommt es beim Tee auch auf die Ziehzeit drauf an. Wenn du den Tee nur eine Minute lang ziehen lässt, hat sich ungefähr 20mg Koffein gelöst. Wartest du fünf Minuten, sind es rund 33mg.

Vielleicht hast du schon von Teein gehört? In Wirklichkeit handelt es sich beim Teein um Koffein. Es ist also der gleiche Inhaltsstoff. Allerdings unterscheidet sich das Koffein im Kaffee und jenes im Tee in seiner Wirkweise. Dies liegt daran, dass der Stoff unterschiedlich freigesetzt wird. Es wird angenommen, dass das Koffein im Tee langsamer vom Körper aufgenommen wird und deshalb die Wirkung auch länger anhält.
In den Kräuter- und Früchtetees (also den teeähnlichen Getränken), die bei uns auch sehr gerne getrunken werden, ist kein Koffein oder Theanin enthalten. Diese Inhaltsstoffe sind nur in den Blättern der Teepflanze vorhanden. Wobei es mehr Theanin im grünen als schwarzen Tee hat.

Ist Tee gesund?

Als erstes kann festgehalten werden, dass Tee oder teeähnliche Getränke einen gesunden Flüssigkeitslieferanten darstellen. Natürlich nur, wenn du dein Getränk nicht noch zusätzlich mit reichlich Zucker süsst. Betrachtet man die Inhaltstoffe des «echten» Tees so zeigen Studien, dass das enthaltene Koffein, die Flavonoide und das Theanin positive Effekte auf die Gesundheit haben können. Es gibt Hinweise darauf, dass sie das Immunsystem verbessern, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen und das Risiko von Fettleibigkeit und Diabetes verringern.
Grundsätzlich sind alle Teegetränke unbedenklich für unsere Gesundheit. Du solltest aber zum Beispiel beim Kauf von Tee auf die Qualität achten (z.B. Bio-Qualität), um sicher zu stellen, dass keine ungewollten Schadstoffe im Tee enthalten sind. Zudem sollte der Tee nicht über mehrere Stunden stehen gelassen werden, da es dabei zu einer Keimbildung kommen kann. Brühe dir in diesem Fall lieber eine neue Tasse Tee. Da die echten Tees koffeinhaltig sind, gilt auch hier, beim Konsum ein gewisses Mass einzuhalten.

Kann Tee Stress reduzieren?


«Tee trinken, um den Lärm der Welt zu vergessen.»
− Chinesisches Sprichwort −


Wenn man die Inhaltstoffe von echtem Tee betrachtet, gibt es Hinweise darauf, dass die Aminosäure Theanin eine gewisse entspannende Wirkung auf unseren Körper haben kann. Studien konnten feststellen, dass das Theanin die Erzeugung von Alpha-Gehirnwellen erleichtert. Diese treten auf, wenn wir uns in einem wachen und entspannten Geisteszustand befinden. Ausserdem kam eine weitere Übersichtsarbeit zum Schluss, dass die Einnahme von Theanin eine potenzielle Anti-Stress-Wirkung hat und ebenfalls Ängste mindern kann. Allerdings muss hier angemerkt werden, dass die Dosierung dieser Theanin-Einnahmen bei 200-400mg pro Tag lag. In einer normalen Tasse Tee findest du nur ca. 4-12mg. Zudem gibt es keine ausreichenden Beweise, ob das Theanin auch in chronischen Stressphasen zu einer Reduktion führen kann. Tee (Inhaltsstoffe) allein wird dir nicht helfen, dein Stressniveau signifikant zu senken.
Bei den teeähnlichen Getränken ist die Datenlage noch geringer. Deshalb ist es schwierig, eine eindeutige Aussage bezüglich der Wirkung von Teegetränken auf das Stresserleben zu machen. Allerdings werden einigen Teesorten gewisse Wirkungen / Effekte zugeschrieben.
Dem Melissentee wird eine beruhigende und krampflösende Wirkung zugeschrieben. Er soll unter anderem bei Schlaflosigkeit, Nervosität und Verdauungsproblemen helfen. Eine Übersichtsarbeit schlussfolgerte, dass Melissen-Extrakte eine stressreduzierende Wirkung haben können. Auch Orangenblütentee hilft gegen Nervosität und Schlafstörungen, da er schlaffördernd und beruhigend wirkt. Diese Effekte treten nicht bei jeder Person auf. Wie so häufig kannst du auch bei solchen Teegetränken sehr unterschiedlich reagieren. Eine Wirkung (egal bei welchem Teegetränk) ist nicht bei jeder Person garantiert.

Wie du nun weisst, konnte die Wissenschaft bisher keine eindeutigen Beweise dafür liefern, dass Tee und teeähnliche Produkte eine klare Stressreduktion zur Folge haben. Es ist anzunehmen, dass die Inhaltstoffe von echtem Tee und gewissen Kräutertees bei einigen Symptomen (z.B. Nervosität) unterstützend sein können.
Was kannst du tun, dass deine Tasse Tee, egal ob morgens oder abends, zur Entspannung und Stressreduktion beiträgt? Eine Antwort darauf, kann die Verknüpfung von Teetrinken und Achtsamkeit sein.

Achtsames Teetrinken

Häufig nehmen wir uns im Alltag nicht bewusst Zeit dafür, einen Tee zu trinken. Wasser wird im Wasserkocher erhitzt, der Teebeutel aus der Verpackung genommen und in die Tasse gelegt. Während dem Warten erledigt man noch schnell eine andere Aufgabe oder ist zumindest in Gedanken bereits wieder bei ganz anderen Dingen, die einem sonst noch beschäftigen.
Zum Teetrinken gehört allerdings nicht nur der Tee als Getränk, sondern auch die ganze Vorbereitung, das Trinken und die Umgebung / Atmosphäre während dem ganzen Ablauf. Wenn du dir die Zeit nimmst, deinen Tee in Ruhe und aufmerksam zuzubereiten und zu trinken, dann kann das positive Auswirkungen auf dein (Stress-) Empfinden haben.
In Ländern wie Japan oder China werden regelrechte Teezeremonien praktiziert. Diese können ziemlich lange dauern und haben ihren festen Ablauf. In Japan soll die Zeremonie jeweils vier Prinzipien (Harmonie, Hochachtung und Respekt, Reinheit, Stille) erfüllen. Wie ein solches Ritual genau abläuft, kannst du hier nachlesen.

Wie kannst du dein Teetrinken optimieren, damit es möglichst entspannend wirkt? Du kannst das beispielsweise erreichen, indem du deine eigene kleine Tee-Auszeit (Teezeremonie) kreierst. Du kannst dieses Ritual ganz individuell gestalten. Als Inspiration kannst du die nachfolgende Anleitung nehmen.

Anleitung zur eigenen Tee-Auszeit

Bevor du mit deiner Teezeremonie beginnst, solltest du dir bewusst etwa 20 Minuten Zeit einrechnen, damit du das Ritual auch ohne Störung und Unterbrechung durchführen kannst. Lass dir bei jedem Schritt so viel Zeit, wie du möchtest. Ebenfalls eignet sich loser Tee besser als Teebeutel.

  1. Koche Wasser im Wasserkocher oder in einem Topf. Versuche jede Handlung, die du dabei machst, bewusst auszuführen und wahrzunehmen. Welche Geräusche nimmst du beim Abfüllen und beim Erhitzen des Wassers wahr? Was hörst du sonst noch? Was kannst du beobachten?
  2. Wenn das Wasser aufgekocht ist, nimm die Teedose hervor. Was für ein Geruch steigt dir beim Öffnen in die Nase? Welche Farben hat deine Teesorte? Nimm dir einen Moment Zeit, um die Eindrücke wirken zu lassen.
  3. Fülle deinen losen Tee in den Filter und giesse das Wasser darüber. Was passiert in deiner Tasse? Wie verändert sich das Aussehen des Wassers und was geschieht mit dem Geruch?
  4. Suche dir nach der Zubereitung einen gemütlichen Ort aus, um deinen Tee zu trinken. Wenn du’s dir bequem gemacht hast, lenke deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem. Atme bewusst einige Male tief ein und aus. Beobachte was dabei mit deinem Körper und deiner Atmung passiert. So kannst du auch gleich die Zeit, die dein Tee braucht um etwas auszukühlen, nutzen.
  5. Wenn dein Tee etwas kühler geworden ist, halte die Tasse in deinen Händen und spüre die Wärme des Tees. Trinke den Tee Schluck für Schluck. Was schmeckst du? Wie fühlt sich die Wärme in deinem Mund und Körper an? Versuche das Teetrinken zu geniessen.
  6. Schliesse nach dem letzten Schluck deine Augen und nimm deinen Körper wahr. Wie fühlst du dich? Was hat sich verändert?

Wir wünschen ein entspanntes Teetrinken und frohe Festtage!

 

Referenzen:
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