Psychische Gesundheit im Leistungssport – Wir sind alle nur Menschen

Psychische Gesundheit im Leistungssport

Wer erinnert sich nicht an Usain Bolts unglaublich schnelle Beine, an Michael Phelps überirdische Geschwindigkeit im Wasser oder an die Power, welche Serena Williams auf den Tennisplatz brachte? Spitzensportlerinnen und Spitzensportler erbringen für uns fast schon übermenschliche Leistungen. Sie werden zu Vorbildern und symbolisieren, dass Erfolg und Ruhm erstrebenswerte Ziele sind. Dieser Druck kann bei ihnen zu Höchstleistungen führen – muss aber nicht. In diesem Beitrag sprechen wir über die psychische Gesundheit im Leistungssport und wie wichtig es ist, dass dieses Thema mehr und mehr aus dem Schatten rückt.

Mentale Gesundheit und Spitzenleistung

Über die mentale Gesundheit von Spitzensportlerinnen und Spitzensportler wurde lange nicht gesprochen – bis jetzt! Immer mehr Stimmen aus dem Spitzensport berichten von mentalen Problemen, die gar zu Absagen von Turnierteilnahmen führen. So äusserte sich die mehrfache Weltmeisterin im Kunstturnen, Simone Biles, bei den olympischen Spielen in Tokyo zu ihren psychischen Herausforderungen, welche aufgrund des hohen Leistungsdrucks entstanden sind und stieg folglich aus dem Turnier aus. Sie ist kein Einzelfall. Bereits Profischwimmer Michael Phelps und Tennisspielerin Serena Williams äusserten sich zu psychischen Problemen. Die grosse mediale Aufmerksamkeit, die nach solchen Statements folgt, zeigt jedoch, dass bei diesem Thema noch ein grosser Diskussionsbedarf besteht bis es «normal» ist, dass auch Sportlerinnen und Sportler mit psychischen Herausforderungen zu kämpfen haben. Es kann nämlich jede und jeden von uns treffen.

Genau wie wir unserer täglichen Arbeit nachgehen, so wird im Spitzensport täglich trainiert – und das auf Höchstniveau. Nebst dem Training finden Wettkämpfe statt und es fallen immer wieder diverse weitere Aufträge an (z.B. durch Sponsoren). Bei einem solchen konstanten Leistungsdruck werden oftmals auch Grenzen überschritten. Darüber zu sprechen, ist für viele Betroffene im Sportbereich ein grosses Tabu.

Sportpsychiatrie und Sportpsychotherapie

Dass Leistungssportlerinnen und -sportler sowohl körperlich, wie auch mental einer hohen Belastung ausgesetzt sind, zeigt schon die Tatsache, dass bei täglichen Trainingseinheiten stets medizinisches Personal, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten und auch psychologisch ausgebildete Fachkräfte, wie Sportpsychologinnen und Sportpsychologen vor Ort sind. Die Sportpsychologie befasst sich hauptsächlich mit der mentalen Stärkung und der damit verbundenen Leistungsfähigkeit. Im Gegensatz dazu beschäftigt sich die Sportpsychiatrie und Sportpsychotherapie mit der Diagnostik und Behandlung von psychischen Erkrankungen. Mit diesen Angeboten wird versucht, einem frühzeitigen Karriereende aufgrund von psychischen Schwierigkeiten entgegenzuwirken. Jedoch muss eine betroffene Person zu ihrer psychischen Situation stehen, diese offen zugeben und auch die Leistungen in Anspruch nehmen. Diese eher neueren Spezialgebiete zeigen, dass im Spitzensport nicht nur die Leistungssteigerung, sondern zusätzlich auch das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit beachtet werden sollen. Denn nur wer mental stark ist, kann körperliche Höchstleistungen erbringen.

Bewegung und Sport sind gesund – oder etwa doch nicht?

Regelmässige Bewegung schützt vor der Entwicklung von Depressionen und anderen psychische Erkrankungen, kann aber auf höchstem Niveau genauso gut zu psychischen Erkrankungen führen. Auf den ersten Blick scheint dies etwas paradox. Doch wie so oft spielen hierbei diverse Faktoren eine Rolle. Wie in vielen anderen Bereichen ist auch hier das Mass entscheidend. So geht ein Mehr an Bewegung nicht unbedingt mit einem Mehr an Gesundheit einher. Ausserdem ist beispielsweise im Gesundheitssport, im Gegensatz zum Leistungssport, nicht die Leistung im Fokus. Zudem kommen im Leistungssport noch etliche Erwartungen von verschiedenen Vertragspartnern, Teammitgliedern, Trainerin oder Trainer, Fans und vielen mehr hinzu. All das wird noch mit strikt getakteten Trainingsplänen kombiniert. Es wird sehr gut ersichtlich, dass diese Faktoren psychischen Stress fördern und zu einer Überbelastung führen können. So gehen zum Beispiel Burnout und Depressionen oftmals mit Leistungsdruck und einem Überschreiten der eigenen Grenzen einher.

Psychische Erkrankungen sind immer noch ein sehr grosses Tabu-Thema, obwohl sie von der Gesellschaft eigentlich genau gleich behandelt werden sollten, wie körperliche Erkrankungen und Verletzungen. Es ist wichtig, dass wir alle noch öfters offen darüber reden – nicht nur Personen im Spitzensport. Und wir sollten nicht vergessen, dass auch unsere Sportidole Menschen sind. Menschen, die ausserordentliche Leistungen erbringen, aber auch mal schlechte Tage haben können und über ihre psychischen Probleme sprechen dürfen. Wir können alle einen Beitrag dazu leisten, dass die psychische Gesundheit ein «normales» Gesprächsthema wird.

Damit sowohl Spitzensportlerinnen und -sportler als auch wir gesund bleiben, können unter anderem folgende Aspekte berücksichtigt werden:


Unsere Podcast-Empfehlung für dich

Wenn du gerne noch mehr über das Thema psychische Gesundheit im Leistungssport wissen willst, dann empfehlen wir dir den Podcast «Umgang mit psychischen Belastungen im Spitzensport». Die Thematik wird aus der Sicht einer ehemaligen Spitzensportlerin aufgegriffen und du erfährst dabei noch mehr über Leistungsdruck, Verletzungssorgen und Konkurrenzdenken.

 

 

 

 

 

Referenzen
Schlossparkklinik Dirmstein. (2021, 21. September). Schneller, höher, weiter: Was Leistungsdruck im Sport mit der psychischen Gesundheit macht. https://www.schlosspark-klinik-dirmstein.de/was-leistungsdruck-im-sport-mit-der-psychischen-gesundheit-macht/
Claussen, M. C. (2022, 07. Juni). Psychische Gesundheit und Erkrankungen im Leistungssport [Interview]. Hogrefe. https://www.hogrefe.com/ch/thema/psychische-gesundheit-und-erkrankungen-im-leistungssport

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