Prokrastination und Motivation in der Arbeitswelt: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe lieber auf morgen?

Aufschieberitis und Motivation

Wer kennt es nicht: Obwohl die Zeit eigentlich da wäre, schiebt man unangenehme Tätigkeiten lieber auf, statt sie sofort zu erledigen. Dabei nehmen wir teils sogar unangenehme und negative Konsequenzen in Kauf. Wir begegnen diesem «Aufschieben», auch «Prokrastination» genannt, nicht nur im Alltag, sondern auch in der Arbeitswelt. Was aber steckt hinter diesem Aufschieben überhaupt und warum ist es so verbreitet?
In diesem Beitrag nehmen wir das Phänomen Prokrastination genauer unter die Lupe und zeigen dir, was das Ganze mit Motivation zu tun hat.

Was ist Prokrastination?

Bestimmt bist du diesem Begriff auch schon begegnet. Das Wort «prokrastinieren» stammt vom lateinischen «procrastinare» und bedeutet «vertagen». Ursprünglich wurde das Wort wertfrei, wenn nicht sogar positiv aufgefasst, wobei es heute deutlich negativer assoziiert wird. Im Verlauf der Zeit wurde dieses «vertagen» zu «aufschieben», was vielmehr bedeutet, lieber nicht jetzt erledigen, sondern später. Das Phänomen ist in der Bevölkerung weit verbreitet: Geschätzt schieben rund 20% chronisch auf, wobei die Zahl bei Studierenden deutlich höher liegt. So zeigt sich, dass 80 – 95% aller Studierenden gelegentlich prokrastinieren.

Man weicht also lieber auf eine angenehme Tätigkeit aus, greift zum Smartphone oder räumt das Pult auf, statt sich der eigentlichen Aufgabe zu widmen. Um unser Verhalten dann zurechtfertigen, lassen wir uns immer wieder die besten Ausreden einfallen: «Ich habe ja noch Zeit», «Ich arbeite viel besser unter Druck» oder «Ich habe nur noch eine Stunde Zeit – da lohnt es sich gar nicht anzufangen». Kommt dir das bekannt vor?

Wieso prokrastinieren wir?

Die Gründe für ein prokrastinierendes Verhalten sind meistens unterschiedlich. Folgend haben wir dir einige davon aufgelistet:

  • Mühe mit der Prioritätensetzung
  • Mangelnde oder unrealistische Planung
  • Schwierigkeiten in der Abgrenzung gegen alternative Tätigkeiten
  • Defizite im Zeitmanagement oder in der Konzentrationsfähigkeit
  • Mangelnde Motivation und Abneigung gegen die Aufgabe selbst
  • Angst vor Versagen oder Kritik

Was wir aber definitiv ausschliessen können, ist: Es liegt keines Falls an der Faulheit. Denn schliesslich macht man ja etwas, auch wenn es nicht die eigentliche Aufgabe ist.

Wo bleibt die Motivation?

Nicht nur im Alltag, sondern auch in der Berufswelt ist Prokrastination ein Begriff. Dabei wäre die Lösung gegen Prokrastination so einfach: Motivation! Sind wir motiviert, gehen wir in unserer Arbeit auf und sehen daher meist auch keinen Grund, etwas aufzuschieben. Die Mitarbeitermotivation hat in der Arbeitswelt an Bedeutung gewonnen, da sich auch die Arbeitsumgebung geändert hat, wie bspw. das Arbeiten im Homeoffice. Ausserdem hängt die Gesundheit der Mitarbeitenden positiv mit wirksamer Mitarbeitermotivation zusammen, was schlussendlich auch zu weniger Fehlzeiten und Unfällen am Arbeitsplatz führen kann.

Damit wir aber an dieser Stelle realistisch bleiben, müssen wir einsehen, dass es wohl in jedem Job Dinge gibt, die einem nicht zu 100% Freude bereiten. Meist betrifft dies Nebensächlichkeiten, die ebenso Zeit beanspruchen können. Auch hier finden wir oft viele Gründe, die Aufgabe nicht anzupacken – schaffen es aber schlussendlich trotzdem irgendwie. Wir haben für dich eine Liste zusammengestellt, welche dir helfen kann, dein Zeitmanagement zu verbessern und dem Aufschieben den Kampf anzusagen.

Unsere Tipps für dich

  • Setze dir bei grösseren Projekten am besten kleine und erreichbare Etappenziele, und arbeite dich so in kleineren Schritten zum Ziel.
  • Eine gute Planung in deiner Agenda kann helfen. Notiere dir, wann du was erledigen willst. Das verschafft dir einen besseren Überblick.
  • Prioritäten richtig setzen: Bei einem Berg an Pendenzen ist es schwierig, irgendwo anzufangen.
  • To-do-Listen: Es kann bereits helfen, Erledigtes abzuhaken um zu sehen, was du bereits geschafft hast und was noch vor dir liegt.
  • Unangenehmes zuerst erledigen: Ansonsten denkst du den ganzen Tag daran und verdirbst dir deinen Tag.
  • Vermeide Unterbrechungen: Bei Aufgaben, die dann doch keinen Aufschub mehr zulassen – kapsle dich ab, Handy weg und los geht’s.
  • Belohnungen: Belohne dich selbst nach einer unangenehmen Aufgabe, wie z.B. nach einem Meeting mit einem schwierigen Kunden. Sei es eine Kaffeepause oder einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft.
  • Pausen und Entspannungsphasen: Überlaste dich selbst nicht. Momente der Entspannung und der Ruhe sind wichtig für unsere Gesundheit.

Wie du siehst, gibt es einige Tipps, die dir helfen können, das Aufschieben im Berufsalltag zu umgehen. So viel sei aber noch gesagt: Gelegentliche Motivationstiefs sind menschlich und normal. Du musst nicht konstant eine sprudelnde Motivation an den Tag legen. Wichtig ist nur, dass du Strategien hast, wie du mit diesen gelegentlichen Motivationstiefs umgehen kannst.

 

Referenzen
Henn, N. (2022). Welche Faktoren im Onlinestudium beeinflussen Prokrastination? Eine quantitative Onlinebefragung von Studierenden (Doctoral dissertation, Hochschule Düsseldorf).
Hurt, J. (o.D.). Prokrastination. https://www.psychotherapie-hurt.ch/spezialgebiete/prokrastination/
Söldi, A. (2020, 8. September). Selbstkompetenz: die innere Motivation finden. https://www.kfmv.ch/ueber-uns/blogartikel/selbstkompetenz-die-innere-motivation-finden
Zehnder, R. (2022, 21. Dezember). Prokrastination ist keine Diagnose. https://www.srf.ch/wissen/mensch/aufschieben-ist-normal-prokrastination-ist-keine-diagnose

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