Kreativität
Was hat Kreativität bloss mit Gesundheit zu tun? Du bist dir nicht sicher? Dann solltest du unbedingt diesen Blogeintrag bis zum Ende lesen. Dabei erhältst du nicht nur eine Antwort auf diese Frage, sondern auch ob und wie es möglich ist, die eigene Kreativität zu fördern.
«Kreativität ist Intelligenz, die Spass hat.»
- Albert Einstein -
Was ist Kreativität? Und kann ich lernen kreativ zu sein?
Jede und jeder von uns hat ein eigenes Verständnis von Kreativität. Was verstehst du darunter? Empfindest du «nur» Werke von Künstlerinnen und Künstler als kreativ oder betrifft deine Definition von Kreativität ganz verschiedene Bereiche des Lebens? Sehr gut möglich, dass dir eine Definition gar nicht so einfach fällt oder du noch gar nie darüber nachgedacht hast. Auch in der Forschung versuchte man die Kreativität bereits in vielen Anläufen zu definieren. Wie so häufig unterscheiden sich solche Definitionen mal mehr mal weniger und machen ein einheitliches Verständnis ganz schön schwierig. Dies dachte sich wohl auch der Forscher Chetan Walia und versuchte deshalb mit seiner Arbeit eine Übersicht zur Kreativitätsdefinition zu schaffen. Er stellte fest, dass sich die meisten Definitionen bei vier Komponenten zum Verständnis der Kreativität einig waren:
- Kreativität ist eine Hauptfähigkeit des Menschen.
- Kreativität setzt eine absichtliche Tätigkeit (Prozess) voraus.
- Der kreative Prozess findet in einem bestimmten Kontext (Umfeld) statt.
- Der kreative Prozess beinhaltet die Erzeugung/Schaffung von Produkten (materiell oder immateriell). Diese Produkte müssen, zumindest für die kreative Person, neuartig (originell, unkonventionell) und in gewissem Masse wertvoll/nützlich sein.
Zudem wird angenommen, dass der kreative Prozess ziemlich strukturiert ist und bei jeder Person ähnlich abläuft. Es gibt Phasen, in denen man sich intensiv mit einer Aufgabe / einem Problem beschäftigt. Daneben gibt es auch Ruhephasen (Inkubation genannt), in denen man sich gerade nicht damit auseinandersetzt. Interessanterweise sind es gerade die Ruhephasen, in denen die tatsächliche Bearbeitung stattfindet. In dieser Zeit werden fremde Reize und Informationen mit dem «Problem» in Verbindung gebracht und geprüft, ob diese zur Lösung beitragen. Dies kann auch neurologisch mittels Kernspintomografen festgestellt werden. Die sogenannten Ruhenetzwerke im Gehirn sind dann aktiv, wenn man nicht bewusst denkt. Vielleicht hast du bereits selbst die Erfahrung gemacht, dass dir die besten Ideen unter der Dusche oder beim Sport einfallen?
Die oben genannten Komponenten und der Prozess der Kreativität klingen ganz schön kompliziert. Im Fremdwörterduden wird die Kreativität ganz simpel als das Schöpferische oder die Schöpferkraft definiert. Grundsätzlich kann Kreativsein auch als Finden von Lösungen verstanden werden. Hierbei sind die Lösungen das Neu-Erschaffene und ihnen können sehr unterschiedliche «Probleme» zu Grunde liegen (z.B. komplexe Arbeitsaufgabe bewältigen oder Langeweile bekämpfen).
Erfreulicherweise kann aus den oben genannten Komponenten bereits abgeleitet werden, dass jede Person kreativ sein kann. Falls du also bis anhin das Gefühl hattest, du seist nicht kreativ und das ist einfach so, dann liegst du falsch. Viele Expertinnen und Experten sind sich einig, dass jede und jeder das Potential zur Kreativität in sich trägt. Gewisse Personen bringen vielleicht etwas mehr Grundkreativität mit als andere. Mit Übung kann aber jede Person ihre Kreativität fördern. Es handelt sich bei der Kreativität vielmehr um ein Wollen als um ein Können – so die Meinung. Es stellt sich also nicht die Frage «Bist du kreativ?» sondern «Möchtest du kreativ sein?».
Kreativität und Gesundheit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 900 Studien, die kreative Beschäftigungen im Zusammenhang mit der Gesundheit untersuchten, ausgewertet. Zu den untersuchten kreativen Beschäftigungen zählen: darstellende Künste (Aktivitäten in den Bereichen Musik, Theater, Tanz, Gesang, Film), Literatur (z.B. Lesen, Schreiben, Besuch von Literaturveranstaltungen), bildende Kunst / Handwerk (z.B. Fotografie, Malerei), Kultur (z.B. Museums-, Konzert-, Theater- und Ausstellungsbesuche) und digitale/elektronische Kunst (z.B. Computergrafik, Animationen). Sie kamen zum Schluss, dass diese kreativen Tätigkeiten sowohl die psychische als auch physische Gesundheit positiv beeinflussen können. Dabei lassen sich die Effekte in zwei Bereiche aufteilen: in die Prävention und Gesundheitsförderung und in die Bewältigung und Behandlung von Erkrankungen. Präventiv können kreative Aktivitäten die Entwicklung von Kindern unterstützen, gesundheitsfördernde Verhaltensweisen (ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität) fördern, dazu beitragen Krankheiten zu verhindern und die Pflege von Angehörigen unterstützen. Sie können soziale Bindungen stärken und gegen den kognitiven Abbau im Alter wirken. Bei der Bewältigung und Behandlung von Erkrankungen können kreative Beschäftigungen helfen, schwierige oder komplexe gesundheitliche Herausforderungen zu meistern. Solche gesundheitlichen Herausforderungen können Erkrankungen wie Diabetes, Adipositas oder psychische Erkrankungen sein. Es wird angenommen, dass die Beschäftigung mit kreativen Tätigkeiten das Wohlbefinden und die Zufriedenheit erhöht, was sich dann wiederum positiv auf unsere Gesundheit auswirkt. Ebenfalls können solche Tätigkeiten Stress und Ängste reduzieren und das Selbstwertgefühl, die Selbstakzeptanz, das Selbstvertrauen und den Selbstwert erhöhen. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass sich diese Aspekte ebenfalls positiv auf die Gesundheit (v.a. die psychische Gesundheit) auswirken. Auch erfreulich sind die Hinweise darauf, dass die kreativen Beschäftigungen in der Therapie zu einer besseren Adhärenz führen. Das bedeutet, dass die betroffenen Personen ihre Behandlungen besser einhalten und länger dabeibleiben.
Falls du gerne noch mehr über diesen Report der WHO erfahren möchtest, findest du ihn hier.
Kreativität am Arbeitsplatz
Immer häufiger ist aus dem beruflichen Kontext zu hören, dass Innovation und Kreativität zentral für den Erfolg eines Unternehmens sind. Die Erwartung an die Mitarbeitenden, kreativ und innovativ zu denken, steigt. Immer mehr Führungskräfte sehen die Kreativität der Mitarbeitenden als eine existentielle Ressource. Die Kreativität scheint also nicht mehr nur in einzelnen Branchen (künstlerische, gestalterische Berufe) wichtig zu sein, sondern gerät immer häufiger auch bei anderen Berufsfeldern in den Fokus. Vielleicht hast du dich bereits selbst in der Situation befunden, dass sich deine Vorgesetzte oder dein Vorgesetzter mehr Kreativität und Innovation wünscht? Oder möchtest du selbst während deinem Arbeitsprozess kreativer werden?
Stress, Zeitdruck und wenig Eigenverantwortung gelten als Kreativitätskiller. Du solltest dich also auf keinen Fall zu fest unter Druck setzen oder setzen lassen. Kreative Prozesse kommen viel häufiger dann zu Stande, wenn du ihnen genügend Freiraum bietest. Du fragst dich, wie das geht? Das Einfachste: Mach’ mal Pause. Pausen beim Arbeiten sind sehr zentral. Nicht nur, um deiner Kreativität genügend Platz zu geben, sondern auch für eine bessere Leistung. Nimm dir die Zeit und baue auch im beruflichen Alltag gezielt Pausen ein. Super eignen sich beispielsweise kurze Spaziergänge in der Natur. Diese wirken entspannend und schaffen Platz für deine Gedanken. Mehr Informationen zur Pausengestaltung, kannst du in unserem Blogeintrag «Mach mal Pause!» nachlesen.
Du kannst deine Kreativität auch mit spezifischen Techniken gezielt fördern. Sehr bekannt sind die Brainstorming- oder Mindmapping-Methoden. Es gibt jedoch über 200 weitere Techniken, die von Expertinnen und Experten entwickelt wurden. Techniken, die während der Umsetzung Spass machen, sind besonders effektiv. Eine davon ist die Kopfstandmethode. Stell dir vor, du musst einen Prozess optimieren oder einen Firmenstand organisieren. Statt nun Lösungen oder Ideen zu suchen, wie du das bestmöglich machen kannst, drehst du die Aufgabe um und fragst dich stattdessen: Wie lässt sich der Prozess verschlechtern? Und wie soll der Stand auf keinen Fall aussehen?
Eine Anleitung zu weiteren Kreativitätstechniken findest du hier. Ebenfalls kannst du die Tipps und Tricks aus dem nächsten Abschnitt «Kreativität im Alltag» auch im beruflichen Kontext umsetzen oder kombinieren. Entscheide selbst, was sich gut für dich eignet und dich anspricht. Wichtig, um die Kreativität im Arbeitskontext zu fördern, ist, dass sich auch die Führungskräfte überlegen, wie sie die Umgebung so verändern können, dass die Kreativität der Mitarbeitenden gefördert wird. Kreativität braucht Freiräume, Offenheit und Mut zu Veränderungen – und dies von beiden Seiten.
Kreativität im Alltag
Auch in deiner Freizeit gibt es viele Möglichkeiten, deine Kreativität zu fördern. Vielleicht hast du schon einige kreative Hobbys? Oder du möchtest dich gerne einem neuen Hobby widmen, welches deine Kreativität fördert? Dann möchten wir dir nachfolgend Ideen dazu geben. Zudem erhältst du hier auch Tipps, wie du Gewohnheiten im Alltag anders gestalten kannst, um deine Kreativität positiv zu beeinflussen.
Tipps, Ideen & Anregungen
- Frage dich: Nehme ich mir genügend Freiräume, um kreativ zu sein?
- Welcher Tätigkeit wolltest du bereits einmal nachgehen und hattest nie die Ressourcen dazu? Wolltest du malen? Klavier spielen? Gedichte oder Geschichten schreiben? Einen Garten anlegen oder einen Töpferkurs besuchen? Überlege dir, ob du einmal einen Traum oder Wunsch hattest. Ist jetzt vielleicht die Zeit gekommen, diesen in die Tat umzusetzen?
Neue Hobbys können deine Kreativität fördern. Lasse dich von den verschiedenen Angeboten der Migrosklubschule inspirieren. - In der Kreativitätsforschung wird angenommen, dass Kreativität auf Wissen, Erfahrungen und Verständnis aufbaut. Ein bewährtes Mittel, um das eigene Wissen zu erweitern, ist Lesen. Es müssen auch nicht unbedingt Bücher sein. Du kannst dein Wissen auch mit Magazinen, Zeitungen oder Internetseiten erweitern (natürlich spielt dabei auch die Qualität dieser Medien eine Rolle). Welches Thema hat dich schon immer interessiert? Worüber möchtest du schon lange mehr erfahren? Nutze die nächste Gelegenheit und informiere dich darüber.
- Besuche Orte, an denen du noch nie warst. Häufig musst du dafür nicht ins Ausland reisen. Was gibt es für Orte (Stadt, Gemeinde, etc.) in deiner Umgebung, die du noch nie gesehen hast?
- Gedanken auf Papier: Bereits bei einem kürzlich erschienenen Blogeintrag zur Dankbarkeit haben wir auf die positiven Effekte von Journaling hingewiesen. Deine Gedanken zu Papier zu bringen, kann dir auch beim Kreativsein helfen. Wenn du vor Herausforderungen stehst (egal ob privat oder beruflich), schreibe sie auf. Lass deinen Gedanken freien Lauf und schau was passiert. Ändern sich deine Gedankengänge?
- Fotografiere bei deinem nächsten Spaziergang oder Ausflug bewusst besondere Motive, die dir auffallen. Schau dir die Fotos zu Hause nochmals an und wenn du Lust hast bearbeite sie. Drucke Bilder, die dir besonders gefallen, aus, hänge sie auf oder gestalte ein Album.
- Kochst du gerne aber meist immer wieder die gleichen Menus? Auch, weil dir die Zeit für Neues häufig fehlt? Probier’ wieder einmal ein neues Rezept aus. Du kannst auch einfach ohne Rezept dein eigenes Menu kreieren oder dein Lieblingsessen mit neuen Zutaten aufpeppen.
- Was hast du sonst noch für Gewohnheiten, die sich ganz einfach mal anders gestalten lassen? Achte in den kommenden Tagen darauf, welche Handlungen du aus Gewohnheit jeden Tag genau gleich ausführst und überlege dir, wie du sie anders ausführen kannst. Dies können bereits ganz kleine Dinge sein. Gehst du immer denselben Weg zur Arbeit oder nach Hause? Wähle morgen bewusst einen neuen Weg. Bist du im Homeoffice und arbeitest immer am selben Platz? Falls du die Möglichkeit hast, ändere von Zeit zu Zeit deinen Arbeitsplatz.
Merke dir: Bei der Kreativität geht es nicht darum, dass jede neue Idee, die du hast oder jedes Ergebnis einer Handlung, die du ausführst, bahnbrechend sein muss. Es gehört auch dazu, dass viele Ideen wieder verworfen werden. Lass dich dadurch nicht entmutigen. Es geht darum, etwas für dich zu erschaffen. Sei offen und mutig!
Referenzen:
Fancourt, D., & Finn, S. (2019). What is the evidence on the role of the arts in improving health and well-being? A scoping review. World Health Organization. Regional Office for Europe.
Gelléri, P., Garda, I., & Winter, C. (2011). Kreativität im beruflichen Kontext. In P. Gelléri & C. Winter (Hrsg.), Potenziale der Personalpsychologie: Einfluss personaldiagnostischer Massnahmen auf den Berufs- und Unternehmenserfolg (S. 165-176). Hogrefe.
Groll, T. (2010, Oktober). Kreativität ist lernbar. Zeit Online. https://www.zeit.de/karriere/beruf/2010-09/kreativtechniken-uebersicht?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
Wadhawan, J. (2015, März). Mach mal Platz: Wie Kreativität auch im Alltag fliesst. Absatzwirtschaft - Zeitschrift für Marketing. https://www.absatzwirtschaft.de/mach-mal-platz-wie-kreativitaet-auch-im-alltag-fliesst-45783/
Walia, C. (2019). A dynamic definition of creativity. Creativity Research Journal, 31(3), 237-247. https://doi.org/10.1080/10400419.2019.1641787
Wegweiser für psychische Gesundheit Kanton Bern. (o.D.). Kreativität steckt in uns allen. https://www.psy.ch/de/wegweiser/gesund-bleiben/8-kreatives-tun-47.html