Heul doch! Weshalb trauern wichtig ist

Die Kraft des Trauerns

«Trauern ist nicht das Problem. Trauern ist die Lösung.»
- Chris Paul -


Abschiede und Verluste gehören zu den schmerzlichsten Erfahrungen unseres Lebens. Mit dazu gehört die Trauer, die natürliche und emotionale Reaktion auf einen Verlust, welche uns hilft diesen zu verarbeiten.

Ein Verlust muss nicht immer ein Todesfall sein, wie viele von uns vielleicht im ersten Augenblick denken. Nein, Trauer verspüren wir immer, wenn wir etwas verlieren, das uns am Herzen liegt. Folglich können auch eine Trennung, eine Krankheit oder der Verlust des Arbeitsplatzes Trauer auslösen.

Wann warst du das letzte Mal so richtig traurig? Weisst du noch, um was du getrauert hast? Wie fühlte sich die Trauer an?

Trauern ist individuell

Jeder trauert auf eine andere Art und Weise und unterschiedlich lang. Trauer wird oft individuell wahrgenommen. Sie umfasst ein breites Spektrum an Reaktionen und Gefühlen. Trauer kann sich in Form von Niedergeschlagenheit, emotionaler Taubheit, seelischem Rückzug oder mangelnder Lebensfreude zeigen. Weit verbreitet sind auch Gefühle wie Wut, Schuld, Angst, Sehnsucht und Einsamkeit. Auf physischer Ebene können sich Schlaflosigkeit, Appetitmangel, Beklemmung im Brustbereich und Kurzatmigkeit bemerkbar machen.

Trauer verläuft nicht nach einem Schema

Obschon jeder Mensch individuell trauert, gibt es bestimmte Aufgaben, mit denen sich Trauernde nach einem Verlust immer wieder auseinandersetzen.

Der englische Trauerforscher William Worden hat hierzu vier Traueraufgaben beschrieben:

  • Die Wirklichkeit des Verlustes begreifen und wahrnehmen
  • Den Trauerschmerz und die Vielfalt der Gefühle durchleben
  • Sich an ein Leben anpassen, in dem der geliebte Mensch fehlt
  • Sich dem Leben und all seinen Möglichkeiten wieder zuwenden und dem geliebten Menschen einen würdigen Platz im Leben einräumen

Trauern ist ein fliessender Prozess, bei dem die verschiedenen Aufgaben einzeln oder kombiniert wiederholt in den Vordergrund treten können.

Es gibt Betroffene, die den Schmerz zu verdrängen versuchen. Dies mag eine gewisse Zeit lang funktionieren und kurzfristig auch Erleichterung schenken, langfristig will der Trauerschmerz aber durchlebt werden.
 

«Trauer kann weder vergessen, noch durch Zeit geheilt werden. Sie wartet immer darauf, durchgangen zu werden.»
(Jorgos Canacakis)


Das Erleben der eigenen Trauer verändert sich mit der Zeit. Wenn wir sie zulassen, wandert sie langsam vom Mittelpunkt des eigenen Lebens an den Rand des Bewusstseins.

Die Dauer der Trauer

Wer hat ihn nicht schon gehört, den lieb gemeinten Satz «mit der Zeit wird’s besser». Hast auch du ihn schon mal gehört, als du traurig warst, weil deine Beziehung in die Brüche ging oder du einen lieben Menschen verloren hast? Obschon einem diese Worte im Augenblick, indem sie gesprochen werden, meist wenig Trost spenden, haben sie ihre Berechtigung. Studien zur Dauer des Trauerprozesses haben nämlich gezeigt, dass die Trauer lange anhält – in der Regel weit über das traditionelle Trauerjahr hinaus. Erstaunlich an den Forschungsbefunden ist jedoch, dass sich erst im zweiten Jahr nach dem Verlust herausstellt, wie gut der/die Trauernde tatsächlich mit dem Verlust klarkommt. Erst dann wird deutlich, ob der Bewältigungsprozess normal verläuft oder ob die betroffene Person psychologische Unterstützung im Trauerprozess benötigt. Insbesondere beim Verlust von nahestehenden Personen verschwindet auch bei einem normalen Trauerprozess der Schmerz nie ganz, wird aber nach und nach erträglicher.

Im Prozess des Trauerns sollte man sich selber und auch anderen keinen Druck machen, sondern sich die Zeit nehmen, die man für die Verarbeitung und zum Loslassen benötigt.

Tipps für Trauernde:
  • sich Zeit lassen, den Verlust zu realisieren
  • den neuen Alltag strukturieren (regelmässig essen, trinken, Kinderbetreuung etc.)
  • der Trauer und ihren Gefühlen Raum geben
  • Möglichkeiten finden, den Verlust zu verarbeiten (über den Verlust sprechen oder schreiben, bei Bedarf Trauerbegleitung aufsuchen)
  • eigene Ressourcen stärken

Wie du Trauernde unterstützen kannst

Trauernde haben oft nicht die Kraft, andere um Hilfe zu bitten. Deshalb ist es hilfreich, wenn du auf sie zugehst und ihnen konkrete Angebote machst:

  • Kinder hüten
  • Einladung zum Essen, Spaziergang etc.
  • Essen kochen für die Trauernden
  • Wäsche waschen
  • Einkauf erledigen
  • Hilfe bei administrativen Abläufen (Behördengänge, Bankangelegenheiten)
  • immer wieder Hilfe anbieten und in Kontakt bleiben, auch nach längerer Zeit
  • bestimmte Jahrestage miteinander gestalten (Geburtstag, Todestag etc.)

Versuche, Ratschläge zu vermeiden. Besser ist es, wenn du zuhörst und auch mal sagst, dass du gerade nicht weisst, was du sagen sollst. Eine stille Präsenz hilft oft mehr als Worte.

Brauchst du Hilfe im Trauerprozess, gibt es im Kanton Zug verschiedene Angebote für dich. Wir haben dir hier ein paar zusammengestellt:


Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit der Trauerbegleitung Zug entstanden. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an das Team der Trauerbegleitung Zug für ihre Unterstützung.

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