Der Einfluss vom Wohnraum auf unsere Gesundheit

Wohnst du gesund?

Eine interessante Frage. Du kannst einfach wohnen, also deine Räume nach möglichst praktischen Attributen einrichten. Oder du kannst bewusst wohnen und dein Zuhause so gestalten, dass es deine psychische Gesundheit positiv beeinflusst.


«Gestalte deine Räume, denn sie gestalten dich.»


So sagt es Mirjam Meier von der Wohnglück GmbH, die mit dieser Philosophie ganzheitliche Wohnkonzepte erarbeitet, mit dem Ziel, die BewohnerInnen mittels Wohnumfeld positiv zu prägen. Sie wird uns in diesem Beitrag gleich selbst erklären, wie man seine Wohnräume so gestalten kann, dass das Wohnen möglichst einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit hat. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Mirjam Meier für ihre Expertise und Mithilfe zu diesem spannenden Thema.

Der Mensch und der Raum

Wusstest du, dass du mit der optimalen Raumgestaltung Themen wie Stress, Schlaflosigkeit, fehlender Lebensfreude oder Konzentrationsmangel entgegenwirken kannst? Dass du mit einfachen Schritten zu einem unterstützenden Zuhause gelangen kannst? Wir geben dir wertvolle Tipps, damit du selbst Hand anlegen kannst. Doch zuerst liefern wir spannendes Hintergrundwissen zum Thema.

Noch vor wenigen Jahrzehnten verbrachte der Mensch 90% seiner wachen Zeit im Freien. Die Arbeit und somit der Grossteil des Lebens fanden draussen statt. Das Zuhause hatte eine gänzlich andere Bedeutung als heute, wo sich der Mensch durchschnittlich rund 90% in geschlossenen Räumen aufhält. Das Zuhause deckt dabei den grössten Aufenthaltsort ab, nebst Arbeitsplätzen und öffentlichen Räumen. Der Aufenthalt in der Natur erdete damals den Menschen, er war umgeben vom Grün der saftigen Wiesen, von sauerstoffreichen Bäumen, der Weite der Felder, dem Schutz von Wäldern, dem Blau des Himmels und von natürlich geschwungenen Formen. Er hielt sich in einem optimalen Umfeld auf.

Schauen wir auf die heutige Situation. Wir halten uns meist in geschlossenen Räumen mit eckigen Grundrissen auf, weissen Wänden und Decken, bodentiefen Fenstern, oft geprägt von kühlen und harten Materialien wie Glas, Metall, Keramik. Der Mensch ist zwar anpassungsfähig, das Umfeld änderte jedoch so rasant, dass es heute eine Diskrepanz gibt zwischen Bedürfnis und Realität.

Die Wohn- und Architekturpsychologie, welche sich mittels Studien seit mehreren Jahrzehnten mit der Thematik befasst, besagt, dass wir uns in einer ständigen Wechselwirkung mit unserem Umfeld befinden. Wenn wir uns dieser Tatsache bewusstwerden, beginnen wir, unsere Räumlichkeiten anders zu sehen. Wir stellen uns Fragen wie: Welche Wirkung hat mein Zuhause? Welche Wirkung wünsche ich mir? Was darf in Fluss kommen? Wo stecke ich fest? Antworten liefern verschiedene Wissenschaften, sei dies die Jahrtausende alte östliche Theorie von Feng-Shui oder die moderne Wohnpsychologie.

Folgende 8 Faktoren tragen zu einer bewussten Raumgestaltung bei:

Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz
Ein Grundbedürfnis des Menschen ist Sicherheit und Schutz. Der persönliche Rückzug ist wichtiger denn je. Das eigene Zuhause soll ein Ort sein, an dem ich mich zurückziehen und erholen kann. In Privaträumen möchte ich selbst entscheiden, ob ich mit meiner Aussenwelt in Kontakt trete oder nicht. Ist dies nicht gewährleistet, fühle ich mich beobachtet und schutzlos, ich laufe Gefahr, auszubrennen.

Reizniveau
Das Reizniveau ist ausschlaggebend, ob ich mich gelangweilt, überfordert oder ausgeglichen fühle. Unordnung, zu viele verschiedene Gegenstände, fehlende Struktur oder schlechte Akustik können zu Überforderung führen. Spartanisch eingerichtete Räume ohne Persönlichkeit können das Gegenteil bewirken. Im mittleren Reizniveau fühlen wir uns wohl. Ziel ist also, ein nicht zu viel und nicht zu wenig an unterschiedlichen Gegenständen, Farben, Mustern zu wählen, um ein optimales Reizniveau zu erzielen.

Integration der Natur
Der Mensch ist perfekt an die Natur angepasst. Unsere Sinne funktionieren am besten in einer natürlichen Umgebung, zudem hat die Natur eine messbar starke Erholungswirkung auf uns. Deshalb macht es Sinn, sie in unseren Räumen zu integrieren. Also Pflanzen rein, natürliche Materialien wie Holz, Stein, Wolle, Leine rein, geschwungene Formen rein, Aussicht ins Grüne schaffen.

Licht
Eine optimale Beleuchtung der Räumlichkeiten ist essenziell für das Wohlbefinden. Pro Raum empfehlen sich 2-3 Lichtquellen: Grundlicht, Arbeits-/Leselicht und Stimmungslicht. Die Lichtwärme ist dabei entscheidend für Ambiente und Wirkung. Eher kühles Licht weckt und belebt, es entspricht dem Tageslicht und macht in Küche, Bad und Büro Sinn. Warmes Licht spendet Geborgenheit, schützt und sorgt für eine schöne Stimmung, es entspricht einem wärmenden Kaminfeuer und wird im Wohnzimmer und in Schlafzimmern eingesetzt.

Einsatz von Wandfarben
Farbe hat eine starke Wirkung auf unser Unterbewusstsein. Ein abgestimmtes Farbkonzept, welches natürliche Farben im zuhause integriert und einen Bezug zur Aussenwelt schafft, wirkt harmonisch und stimmig für unser Auge. Je nach Aufgabe, welche ein Raum zu erfüllen hat, nach Ausrichtung und Lichteinfall, macht eine andere Farbwahl Sinn.

Qi-Fluss
Im Feng-Shui spricht man von der Lebensenergie Qi, welche durch unsere Wohnung fliesst. Stagniert sie aufgrund von Unordnung oder zugestellten Bereichen, wirkt sich dies auf unseren eigenen Energiefluss aus. Wird das Qi aufgrund von langen Korridoren und bodentiefen Fenstern beschleunigt, kann dies Stress verursachen. Wir fühlen uns unter Strom und haltlos. Ziel ist, dass sich das Qi fliessend und gemächlich durch unsere Räume bewegt und uns mit frischer Lebensenergie versorgt.

Yin-Energie
Yin und Yang. Rund und eckig. Weich und hart. Frau und Mann. In der heutigen Architektur dominiert das Yang, das Männliche. Weibliche Attribute sind unterbesetzt. Umso wichtiger, diese mittels Formen, Materialien und Farben zuhause zu integrieren und so eine Harmonie zwischen Yin und Yang herzustellen.

10 konkrete Quick-Tipps für dein Zuhause:

  1. Sorge mit Vorhängen, Plissees oder Pflanzen für Schutz und Privatsphäre.
  2. Verwende grosse Elemente (Leuchten, Deko, Teppiche, Bilder) anstelle von vielen Kleinen.
  3. Integriere die Natur mit Grünpflanzen, Naturmaterialien, geschwungenen Formen, Düften etc.
  4. Verwende 2-3 verschiedene Leuchtquellen pro Raum mit der richtigen Lichtwärme.
  5. Bringe Farbe rein mit Wandfarben, die ein schönes Ambiente schaffen und Möbel inszenieren.
  6. Sorge für Ordnung und Struktur mit regelmässigem Entsorgen und geschlossenen Schränken.
  7. Integriere Yin-Elemente wie weiche Kissen, Vorhänge, Teppiche und runde Formen.
  8. Platziere wenn möglich Sofa und Bett an einer festen Wand mit Blick zu Tür und Fenster.
  9. Schaffe Bereiche mit Teppichen, Regalen, Leuchten (z.B. Sofa-Bereich mit Lesesessel).
  10. Umgebe dich mit Dingen, die positive Gefühle in dir auslösen, ob Bilder, Deko oder Möbel.

 

 

Referenzen:
IWAP Institut für Wohn- und Architekturpsychologie
Wohnglück GmbH, www.wohnglück.ch, Instagram @wohnglueckberatung
Wohnpsychologie für die Praxis, Dr. Barbara Perfahl

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